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Tour 19 - Alpine Rundtour im Bergell (Schweiz)

Sentiero Alpino Bregaglia – Weg aus Stein

31.08.2023

Alpine Rundtour im Bergell (Schweiz) vom 13. – 19. Aug. 2023

Sentiero Alpino Bregaglia – Weg aus Stein

Alpine Rundtour im Bergell (Schweiz) vom 13. – 19. Aug. 2023
Unterkunft:  B&B Pranzaira, Albignahütte (2332 m) SAC, Fornohütte (2574 m) SAC
Leiter:  Karl Meier
Teilnehmer:  11, davon 10 Sektionsmitglieder, 1 DAV WUG

 

Es war ein langer Weg von Treuchtlingen bis zum Malojapass im Oberengadin, unserem Startpunkt für eine aufregende Tourenwoche. Sie begann mit einer beschaulichen Wanderung auf der „Via Bregaglia“  bergab nach Vicosoprano, genau richtig um die Glieder in Schwung zu bringen und dabei die Kultur des Bergell kennenzulernen. Ein verfallenes Kloster und Dörfer und Weiler mit steinbedeckten Häusern lernten wir auf unserem Weg kennen. Alle waren neugierig, was Karl für eine Unterkunft ausgesucht hatte: ein kleines Hotel mit herzlicher Leitung und prima Verpflegung, die auf einer Terrasse im Garten mit toller Aussicht eingenommen wurde.

Gestärkt mit einem guten Frühstück wanderten wir vom Hotel nach Vicosoprano und dann weiter auf dem „Sentiero Panoramico“, einem Höhenweg auf der Sonnenseite des Bergell. Nach einem Anstieg trafen wir frühzeitig auf einer Alm ein, die erst etwas später öffnete. Wir warteten auf die Wirtin und ihre einheimischen kulinarischen Schätze, was sich durchaus lohnte. Der aussichtsreiche Höhenweg wurde ihrem Namen gerecht und präsentierte auf der gegenüberliegenden Talseite die wilden  Granitzinnen des Bergell wie die Sciora-Nadeln und den Piz Cengalo. Wild herabstürzende Bäche wurden gequert und schließlich das Vorzeigedorf Soglio erreicht. Sorgfältig restaurierte alte Gebäude mit Steinplattendächern und das Restaurant im herrlichen Park beeindruckte die müden Wanderer. Mit dem Postbus ging es dann zurück zu unserem Hotel, wo eine Dusche und prima Essen auf uns wartete. Auf der Terrasse ging es hoch her, denn eine Gruppe von Schwärmern (Schmetterling) mit langen Saugrüsseln besuchten die Blumen an der Terrasse und flößten einigen Damen Angst ein mit ihren waghalsigen Flugmanövern.

Am nächsten Tag begann dann der etwas anspruchsvollere Teil unserer Fahrt. Mit der Seilbahn schwebten wir hoch zum Albigna-Stausee und per pedes gings dann weiter zur Albignahütte, wo wir unsere Zimmer bezogen und das schwere Gepäck deponierten. Der Alpinsteig „Gran Giro del Lago“ wartete auf uns, ein Teil des „Sentiero Alpino Bregaglia“. Wir umrundeten dabei auf abenteuerlichen schmalen Pfaden mit vielen Ketten bergauf bergab den herrlich gelegenen See. Wir lernten dabei die Schweizer Schwierigkeit T5 kennen und „fürchten“, die uns auf allen weiteren Wegen begleiten sollte. Gerade noch rechtzeitig zum Abendessen und rechtschaffen müde erreichten wir wieder die gastliche Hütte.

Am nächsten Morgen wollten wir den großen Übergang zur Fornohütte angehen. Auf erst gutem Pfad stiegen wir entlang der Markierungen und später der Steinmännchen in ein Kar mit unendlich vielen Steinplatten und Unmassen von Geröll auf. Dann fanden wir keine Steinmännchen mehr und wir mußten erkennen, dass wir auf diesem „Weg“ falsch waren. Also wieder zurück zur Hütte, wo wir schnell erfuhren, wo der richtige Weg war. Wir alle hatten ihn übersehen. Für die Tour zur Fornohütte war es natürlich zu spät, sodass wir nochmals auf der Albignahütte übernachten mussten. Die freundlichen Hüttenleute machten es möglich.

Auf dem richtigen Weg begannen wir am nächsten Tag den Aufstieg zum Pass da Casnil Süd (2940 m) durch Geröllfelder mit leichten Klettereinlagen. Steil ging es dann hinunter und durch Schrofen und Rinnen zu den langen Passagen mit Kettenversicherungen. Für viele war das nicht so ohne, aber alle schafften es bis zur Brücke über den Gletscherbach. Dort war unsere Regenausrüstung gefragt, denn ein Gewitter bescherte uns den Segen von oben. Auf gutem Steig ging es dann steil nach oben und schließlich zur großen Hütte, wo wir im Trockenraum noch etwas Platz fanden. Auch hier wurden wir gut bewirtet und untergebracht. Alle waren ziemlich geschlaucht, denn 11 Stunden im teils schweren Gelände hinterließen ihre Spuren. Wir konnten inzwischen die angegebenen Schweizer Gehzeiten einschätzen, denn unsere waren merklich größer.

Der nächste Tag empfing uns wieder mit strahlender Sonne, die den gewaltigen Kessel des Fornogletschers in ein mystisches Licht tauchten. Die wilden Gipfel Monte Sissone, Torrone und Cima Castello umrahmten ihn eindrucksvoll. Wir wollten aber den Monte del Forno (3213 m) besteigen, natürlich wie immer auf einem T5-Steig. Bis zum Pass Sella del Forno war es noch einfach, aber dann verlangte eine steile Felsplatte Kletterkünste im 2. Grad, was für einige zu luftig war. Etwas weiter oben mußte auch Karl wegen Herzproblemen aufgeben, aber 7 schafften  den anspruchsvollen Aufstieg mit langen Kettenpassagen und konnten eine überwältigende Aussicht genießen. Auch der Abstieg musste erst bewältigt werden, bevor auf der sonnigen Terrasse ein verdientes Bier den großen Durst löschte.

Der Sentiero Alpino Bregaglia fand am nächsten Tag seine Fortsetzung und Abschluß auf einem Panoramahöhenweg, natürlich wie immer mit viel Geröll. Ein herrlicher See lockte zum Baden, dem einige nicht widerstehen konnten. Und dann war es geschafft: der Malojapass wurde erreicht und der Kreis geschlossen. Es war eine tolle Runde, die einiges von den Teilnehmern forderte. Manchmal wurde die Belastungsgrenze erreicht, aber alle meisterten die Anforderungen bravourös. Eine lobenswerte Kameradschaft und prima Gemeinschaft trugen maßgeblich dazu bei. Bei allen werden die vielen Steine, von klein bis groß, in Erinnerung bleiben – ob positiv oder negativ.

Karl Meier